Lagerhalle mit außergewöhnlicher Deckenstärke
Die Tojo Möbel GmbH vertreibt seit 2000 global Designermöbel, die durch eine Kombination aus Eleganz und Funktionalität bestechen. Mit dem Bau einer Lagerhalle, die auch einen Show Room und ein Büro umfasst, reagiert das Unternehmen aus Schorndorf auf sein Wachstum. Die Ingenieure der SCHATZ projectplan GmbH, die neben der Architektur und der TGA auch die Tragwerksplanung für das Gebäude verantworteten, führten sämtliche statische Berechnungen mit der Software von FRILO durch.
Um ihre Designermöbel optimal lagern und ausstellen zu können, benötigte der Möbelhersteller Tojo ein neues Lagerhaus, das den gewachsenen Anforderungen an Unterbringungsmöglichkeiten und Aufmachung gerecht werden würde. Schnell wurde ein passendes Grundstück für den neuen Firmensitz in Schorndorf gefunden. Der geschmackvolle Neubau misst eine Grundfläche von 1.210m². Den größten Teil der Gebäudefläche nimmt die Lagerhalle ein, die sich über das Erdgeschoss erstreckt und mit einer Deckenhöhe von 9m reichlich Fassungsvermögen für das Mobiliar bereitstellt. Das Objekt samt Lagerbereich ist zudem komplett unterkellert. Das Untergeschoss wird zu einer Hälfte als zusätzlicher Lagerraum, zur anderen Hälfte als Tiefgarage genutzt. Das Herzstück des Gebäudes befindet sich mit dem lichtdurchfluteten Ausstellungsraum für die mit Design- und Innovationspreisen ausgezeichneten Möbel allerdings im 3. Obergeschoss.
Das Gebäudemodell als Dreh- und Angelpunkt
Um die statischen Berechnungen durchführen zu können, bildeten die Planer Dipl.-Ing. Bernd Weissinger und Dipl.-Ing. Florian Neher zunächst auf Basis eines zuvor in Allplan gezeichneten 3D-Modells die gesamte Konstruktion geschossweise mit dem Gebäudemodell GEO von FRILO nach. Anschließend ermittelten sie im gleichen Programm geschossweise den vertikalen und horizontalen Lastabtrag. Für die Gründung erfolgte basierend auf diesem Lastabtrag die genaue Bemessung aller geotechnischer Nachweise sowie die Bestimmung und die Festlegung der notwendigen Bewehrung in den Fundamentprogrammen FD+ und FDS+. Die Spannbettbinder unter dem Dach der großen Lagerhalle wurden mit dem Programm B8 berechnet. Für die Bemessung der Stützen aus Beton (B5+) und Stahl (STS+) kamen ebenfalls Lösungen von FRILO zum Einsatz.
Außergewöhnlich hohe Nutzlast
Ein Anliegen des Bauherren stellte die Tragwerksplaner der SCHATZ projectplan GmbH allerdings vor eine besondere Aufgabe: mit 50 kN/m² war eine ungewöhnlich hohe Nutzlast für die Decke über dem Untergeschoss vorgesehen. „Eine so hohe Nutzlast ermöglicht große Flexibilität bei der Gebäudenutzung, macht die Bemessung der Decke aber auch zu einer zentralen Herausforderung“, sagt Bernd Weissinger, Bereichsleiter Statik bei der SCHATZ-Gruppe. Um eine möglichst präzise und schnelle Bemessung und Festlegung von Deckenstärke und Bewehrung zu bestimmen, übergaben die Planer das Bauteil aus dem Gebäudemodell heraus an das Plattenprogramm PLT von FRILO. „Da wir eigentlich ganz andere Lasten gewohnt sind, mussten wir uns ein wenig herantasten. Aber das Schöne am Zusammenspiel von GEO und PLT ist die Möglichkeit, die Abmessungen der Decke oder auch die Betongüte zu ändern und das GEO nimmt das daraus resultierende, neue Eigengewicht der Decke einfach wieder auf. So konnten wir im Rahmen der Vorbemessung die erforderliche Deckenstärke zügig über die Verformungen bemessen. Dabei ließ sich eine grobe Endverformung aus der Ausgabe der Verformung im Zustand I mittels eines Faktors abschlägig ableiten“, schildert Weissinger. Und Florian Neher, stellvertretender Bereichsleiter Statik, ergänzt: „Als Anwender kommt man so schnell und effizient zu ersten Ergebnissen.“
"Aber das Schöne am Zusammenspiel von GEO und PLT ist die Möglichkeit, die Abmessungen der Decke oder auch die Betongüte zu ändern und das GEO nimmt das daraus resultierende, neue Eigengewicht der Decke einfach wieder auf."
Dipl.-Ing. Bernd Weissinger, Bereichsleiter Statik bei der SCHATZ-Gruppe
Reichlich Schubbewehrung
Nach Durchführung aller Berechnungen ermittelte das Ingenieurbüro unter Einsatz des PLT eine notwendige Stärke von 35cm für die Decke über Untergeschoss, die folglich jedoch mit reichlich Schubbewehrung versehen werden musste. Jene Schubbewehrung wurde mittels räumlich gebogener Rundstahlbügel geplant. Die erforderlichen Verlegeabstände und -hinweise wurden in Form von Ausführungsdetails im zugehörigen Bewehrungsplan entsprechend dargestellt.
Auskragung am Herzstück
Auch die beiden Decken, die mit dem Ausstellungsraum in Verbindung stehen, stellten das Ingenieurbüro vor eine Herausforderung. Die einladende Fensterfront, die das 3. Obergeschoss ringsum umgibt, kragt an zwei der vier Seiten um 3,30m bzw. 2,80m aus. Dieser vom Bauherr gewünschte, unterzugsfreie Überstand in Kombination mit einer stützenfreien Ausstellungsfläche führte dazu, dass auch die Decken über dem 2. Obergeschoss (38 cm) und insbesondere über dem Dach (45cm) außergewöhnlich stark auszuführen waren. Erneut griffen die Ingenieure auf das Plattenprogramm zurück, um die erforderlichen Deckenstärken zu ermitteln, mit der die Standsicherheit gewährleistet und die Durchbiegungen an der Deckenkante auf ein Minimum reduziert werden.